Waldorfpädagogik

Musik und Bewegung, Sprache und Sprechen, Bildende Kunst, Handwerk und Technik – Verlockungen, Potentiale, ja „Power“ der Kreativität begleiten SchülerInnen in der Waldorfschule in ihren verschiedenen Aspekten durch alle Fächer und durch ihre gesamte Schulzeit.

Talente und Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten in solcher Gesamtheit zu wecken und zu entwickeln – das ist kurz gesagt das pädagogische Ziel der Waldorfschule. Ihre didaktische Methodik hat sich über die Jahre und Jahrzehnte seit Rudolf Steiners Anstoß gefestigt, entwickelt und zeitgemäß differenziert – hat man die Vorgänge eines Spinnrades begriffen, verlieren auch die Finger auf der Tastatur den Faden nicht!

In diesem Sinne arbeiten wir daran Fingerfertigkeiten, Kreativität und Klugheit sowie Initiative und Verantwortung für die eigene Entwicklung, für Mitmenschen und Umwelt zu wecken, zu ermutigen und zu schulen.

Junge Menschen, die ihre Talente und ihr Wissen kennen und zu bündeln wissen, nehmen die sich dynamisch wandelnden Aufgaben in Gesellschaft und spezialisierter Berufswelt nicht nur mit ihren Kompetenzen in Angriff, sondern mit ihrem gestaltenden Vermögen, mit der Originalität und der Ruhe einer selbstbewussten Persönlichkeit.

Individuelle Erfolgsgeschichten, aber auch institutionelle wie die unserer Schule seit 20 Jahren, oder die der Alanus Hochschule › ganz in unserer Nähe sprechen eine viele Menschen ansprechende Sprache.

Die Waldorfschule: wie alles anfing

Die Gründung der Waldorf-Schul-Bewegung geht zurück auf Emil Molt (1876 -1936), Direktor und Besitzer der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria in Stuttgart. Dieser aus einfachen Verhältnissen stammende Unternehmer hatte sich in der turbulenten Zeit nach dem 1. Weltkrieg durch zukunftsweisende Initiativen hervorgetan: Er ließ den ersten Betriebsrat wählen und richtete in seinem Unternehmen Arbeiterbildungskurse ein. Aus ihnen heraus entstand bei den Arbeitern der Wunsch, auch für ihre Kinder eine Schule zu bekommen, „in der man so viel Lebendiges erfährt“. Molt erkannte, dass seine Arbeiter und vor allem deren Kinder eine Bildung vermissten, die seinem und ihrem Verständnis nach eigentlich jedem Menschen zusteht.

Emil Molt: „Ein Unternehmer nützt auf die Dauer seinem eigenen Geschäft nicht, wenn er nur Wirtschafter ist… Ich wollte allen Kindern den Weg zur Bildung öffnen.“

Emil Molt bat daraufhin Rudolf Steiner (1861 – 1925), den Begründer der Anthroposophie, die pädagogische Einrichtung der Schule zu übernehmen. Rudolf Steiner sagte zu, war beratend bei der Zusammenstellung des ersten Lehrerkollegiums tätig und legte mit einem pädagogischen Intensivkurs den geistigen Grundstein der Schule.

Die Anthroposophie

Die Begründung der Anthroposophie geht auf Rudolf Steiner (1861-1925) zurück. Er selbst beschreibt die Anthroposophie als

„ein(en) Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte.“

(Rudolf Steiner)

Das Wort „Anthroposophie“ (Griechisch: „sophia“ – Weisheit, Wissenschaft; „anthropos“ – Mensch) bedeutet wörtlich übersetzt „Weisheit vom Menschen“. Sie versteht sich nicht als Lehre, sondern möchte den Menschen anregen, seine Aufmerksamkeit und sein Interesse auch auf Phänomene zu richten, die über die materielle Welt hinaus auf eine seelische/geistige Realität hinweisen. Sie strebt so einen Einblick in die Gesamtheit des Menschen mit seinen Zusammenhängen der ihn umgebenden Welt an. Das spezifisch Menschliche sieht Steiner in der schöpferischen Freiheit des Menschen. Sein weit gespanntes Wirken, das fast alle Bereiche menschlichen Wissens berührte, hat sich in einem 360 Bände umfassenden Gesamtwerk niedergeschlagen.

Besondere Aufmerksamkeit erlangte die anthroposophische Bewegung durch die Waldorfpädagogik. 1919 trat Emil Molt, Leiter der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria, zusammen mit dem Ingenieur Carl Unger an Steiner heran, um in Stuttgart eine Schule nach den musisch-schöpferischen Idealen der Anthroposophie zu errichten.

Über die Pädagogik hinaus hat die Anthropsophie in Bereichen der Kunst, Religion und Wissenschaft, Medizin, Pharmazie, Landwirtschaft, Sozialarbeit, Wirtschaft und vielen anderen Bereichen Einfluss genommen. Im Laufe der Jahre sind so weltweit über 10.000 Einrichtungen entstanden, die sich bemühen, anthroposophische Erkenntnisse praktisch anzuwenden.

„Wer nur die sinnliche (Welt) gelten lassen will, wird diese Schilderung für ein wesenloses Phantasiegebilde halten. Wer aber die Wege suchen will, die aus der Sinnenwelt hinausführen, der wird alsbald verstehen lernen, dass menschliches Leben nur Wert und Bedeutung durch Einblick in eine andere Welt gewinnt.“

(Rudolf Steiner)

Rudolf Steiner

Rudolf Steiner, geboren am 27.2.1861 in Kraljevec im damaligen Österreich-Ungarn, wächst an verschiedenen Orten Österreichs auf. Er studiert an der Wiener Technischen Hochschule Mathematik und Naturwissenschaften, daneben Literatur, Philosophie und Geschichte. Er arbeitet an verschiedenen Herausgaben von Goethes Werken mit, als Privatlehrer bei einer Wiener Familie und später in Weimar im Goethe-Schiller-Archiv. 1891 promoviert er zum Doktor der Philosophie an der Universität Rostock mit seinem später unter dem Titel „Wahrheit und Wissenschaft. Vorspiel eine Philosophie der Freiheit“ erschienen Werk. In dieser Zeit entstehen mehrere philosophische und philosophiegeschichtliche Schriften, unter ihnen auch die „Philosophie der Freiheit“ von 1894, das zumeist als sein Hauptwerk angesehen wird.

Rudolf Steiner beginnt eine rege schriftstellerische Tätigkeit und gibt verschiedene literarische Zeitschriften heraus. Von 1899 bis 1904 lehrt er an der Arbeiter-Bildungsschule in Berlin. Ab 1901 beginnt seine Vortragstätigkeit zunächst innerhalb der Theosophischen Gesellschaft, von der er sich 1913 trennt, um in der von seinen Anhängern gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft weiter zu wirken. In dieser Zeit wendet sich Steiner sowohl der östlichen Esoterik der Theosophie als auch dem Christentum zu und erarbeitet in seiner so genannten Anthroposophie eine esoterische, auf Erkenntnis gegründete Christologie.

Er gründet mit seiner zweiten Frau Marie von Sievers einen Verlag in Berlin. In Dornach entsteht als Zentrum der Gesellschaft ein hölzerner Doppelkuppelbau nach Steiners Plänen: das erste „Goetheanum“, das 1922 einem Brand zum Opfer fällt. 1923 wird die Anthroposophische Gesellschaft unter seinem Vorsitz neu begründet, das zweite Goetheanum entsteht. Seit Beginn des ersten Weltkrieges wendet sich Steiner mehr und mehr politischen, soziologischen und sozialkritischen Fragen zu. Zugleich arbeitet er eine eigene, anthroposophische Terminologie heraus und entwickelt seine Theorie von Reinkarnation und Karma bis in konkrete Angaben verschiedener Persönlichkeiten hinein. Im Jahr 1924 entwickelt Steiner eine außergewöhnlich große Vortragstätigkeit, die er aus Gesundheitsgründen im September 1924 einstellen muss. Er stirbt am 30.3.1925 in Dornach.

Weiterführende Links

Wir nennen hier nur wenige Adressen, die wiederum interessante Link-Sammlungen enthalten und so als „Sprungbrett“ zu vielen anderen Seiten dienen können. 

  • www.waldorf-nrw.de ›   
    Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen in Nordrhein-Westfalen, Informationen der Waldorfschulen auf Landesebene

  • www.waldorf.net ›   
    Eine Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschule in Berlin-Brandenburg
  • www.waldorfschule.info › 
    Bund der freien Waldorfschulen. Internet-Adressen von Waldorfschulen, Veranstaltungen, Informationen zu Waldorf-Pädagogik und Anthroposophie
  • www.rudolf-steiner.com ›
    Ausführliche Informationen über Leben und Werk Rudolf Steiners, das Steiner-Archiv, den Rudolf Steiner Verlag und die Buchhandlung Duldeck (Dornach)

Literaturliste

Es gibt eine Fülle verschiedener Bücher zu den Themen Waldorfschule, Waldorfpädagogik und Anthroposophie.

Die nachfolgende Liste enthält Vorschläge, die einen ersten Einblick geben. Sie sind zum Teil in der Mediathek vorhanden und für die Schulgemeinschaft ausleihbar.

  • Carlgren, Frans: Erziehung zur Freiheit.
    Die Pädagogik Rudolf Steiners. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 10. aktualisierte Aufl. 2009
  • Stefan Leber (Hg.): Waldorfschule heute.
    Einführung in die Lebensformen einer Pädagogik. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, aktualisierte Neuausgabe 2001#
  • Kiersch, Johannes: Die Waldorfpädagogik.
    Eine Einführung in die Pädagogik Rudolf Steiners. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 10. Aufl. 2004
  • Richter, Tobias: Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele – Vom Lehrplan der Waldorfschule.
    Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2003
  • Götte, Wenzel Michael/Goebell, Peter/Maurer, Klaus-Michael: Entwicklungsaufgaben und Kompetenzen.
    Zum Bildungsplan der Waldorfschulen. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2009
  • Schopf-Beige, Monika: Bestanden. Lebenswege ehemaliger Waldorfschüler – 19 Gespräche.
    Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2. Aufl. 2004
  • Kutik, Christiane: Entscheidende Kinderjahre. Ein Handbuch zur Erziehung von 0 bis 7.
    Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 4. Aufl. 2009
  • Dietz, Karl-Martin: Eltern und Lehrer an der Waldorfschule.
    Grundzüge einer dialogischen Zusammenarbeit. Heidelberg: Menon Verlag 2002
  • Gut, Taja: Der Mensch Rudolf Steiner. Eine Einführung.
    Dornach: Verlag Die Pforte, 2. Aufl. 2003
  • Gerhard Wehr: Rudolf Steiner.
    Kreuzlingen/ München: Heinrich Hugendubel Verlag 2005
  • Esterl, Dietrich: Was bedeutet Anthroposophie für die Waldorfschule?
    Reihe Elternfragen an die Schule. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2000
  • Heisterkamp, Jens: Was ist Anthroposophie?
    Einladung zur Entdeckung des Menschen. Dornach: Verlag am Goetheanum 2000
  • Sandkühler, Bruno: Aufgaben der Waldorfpädagogik nach PISA.
    Heidelberg: Menon Verlag 2004
  • Buddemeier, Heinz/Schneider, Peter: Waldorfpädagogik und staatliche Schulen.
    Grundlagen, Erfahrungen, Projekte. Mayer Verlag 2005
  • Goebel, Wolfgang / Glöckler, Michaela: Kindersprechstunde.
    Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber. Stuttgart: Verlag Urachhaus, 15. komplett überarbeitete Aufl. 2005
  • Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (Hg.): Erziehungskunst.
    Monatliche Zeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben
  • Info3 – Anthroposophie im Dialog: Monatliche Zeitschrift zur Anthroposophie.
    Frankfurt: Info3 – Verlag

Informationsbroschüre (21 Fragen)

Die Broschüre beantwortet Fragen rund um die Waldorfschule. 

Download › [1,5 MB]